Spiegelbilder mit Eigenleben

Von Sina Zehrfeld

DINSLAKEN/HÜNXE Im Dunkeln liegt der Blick der Frau vor dem Spiegel. Klar und in die Ferne gerichtet ist der Blick aus dem Spiegel zurück: „Berührung“ lautet der Titel des Bildes. Die Reflexion des Betrachters gewinnt ein Eigenleben, Spiegel und spiegelnde Flächen werden zu nebulösen Räumen, aus deren Tiefe ein Bild auftaucht: Das ist ein Leitthema der Ausstellung „Spiegelungen“ der Hünxer Künstlerin Barbara Grimm. Ihre Werke sind im Bürgerbüro zu sehen.

Geisterhaftes Abbild

Ihre „Spiegelblicke“ wirken durch Kontraste in Farben und Linien. Da ist weich und hell in aquarelliger Leichtigkeit ein Frauenkörper im Vordergrund, die Wölbung des Rückens mit sanften Rundungen und fließenden Linien gezeichnet, entspannt an einen gefällig hellen Rahmen gelehnt. In spannungsvollem Gegensatz dazu steht die Spiegelung: Seitenverkehrt in der Haltung ist dem Betrachter eine gesichtslose Frau zugewandt – dunkel in verwaschenen Brauntönen, in der Haltung liegt versteifte Dynamik wie in einer herrischen Bewegung. Mal blicken auf ein helles, sanftes Gesicht traurige Augen zurück. Mal stehen ein harter Blick und herbe Gesichtszüge in verwaschenem Violett mit rötlichen und gelblichen Akzenten einem nur zu erahnenden sanften Frauengesicht gegenüber, oder die Reflexion einer Gestalt erscheint geisterhaft: Die Form des Gesichtes in verwischten Pinselstrichen und Schatten angedeutet, blass, blau-grau mit abwesendem Blick – ein nebliges Abbild, wie hinter einem Schleier zerfließend.

Verschwommene Linien im Wasser

Kurze, kraftvolle Pinselstriche prägen Barbara Grimms Arbeiten in Acryl. So bei „Schwanensee“: Der schwungvoll modellierte Körper einer liegenden Frau zeigt runde wie markante Züge. Daneben greift ein Schwan.diese Charakteristik auf mit elegant abgespreiztem Flügel, dynamisch verwischtem Federkleid und markanter Halslinie.

Häufig lassen Barbara Grimms Bilder gerade Linien als Spiegelung in bewegten Wasserflächen zerfließen und verschwimmen. Andere stellen das Spiel mit Farben in den Vordergrund – wie mit dem leuchtend roten Badeanzug der „Schwimmerin“ in der türkisblau und schwarz gekachelten Welt eines Schwimmbades, oder dem aufdringlich orangefarbenen Ton eines Geparden im Lauf.

Barbara Grimm mit einem ihrer Werke: In ihren Bildern bekommen „Spiegelungen“ – so der Titel ihrer Ausstellung – ein Eigenleben. RP-FOTO: RALF HOHL