Unterwegs im Farben-Land

Hünxerin präsentiert ihre erste Weseler Ausstellung im Nikolaus-Stift: Barbara Grimm und die „Farbe!“. Ihre kraftvollen Arbeiten haben große Anziehungskraft. Eröffnet wird die Schau am Sonntag.

VON MARTHA AGETHEN

WESEL Paradiesische Zustände schildert die Künstlerin Barbara Grimm (Hünxe) in ihrer ersten Weseler Ausstellung im Nikolaus-Stift – Titel: „Farbe!“. Beim Anblick einer munteren, Urwaldszene mit Papageien und einem Leoparden inmitten des überfließenden Reichtums der Natur badet der Betrachter in einem Farbenmeer von geradezu fesselnder Leuchtkraft. Die Szene bildet das Zentrum eines Triptychons, das alttestamentarische Mythologien in die Moderne versetzt. Adam und Eva flankieren sie: doch das Paradies hat neben der heiteren auch eine dunkle Seite.

Akte der herben Art

Ein paar Schritte weiter folgt, in der Wirkung ebenso kraftvoll wie das erste, ein weiteres Triptychon. Doch diesmal ist es eine nächtliche Szene, eher düster, wenngleich von magischer Anziehungskraft. Sie ist dominiert vom verführerischen, überdimensionalen Mond; die Schlange im Zentrum deutet die Vertreibung aus dem Paradies schon an. Die biblische Szene verlangt nach Aktmalerei, der Barbara Grimm während ihres Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie viel Aufmerksamkeit widmete.

Doch auch in ihren anderen expressionistischen Bildern, die vielfach in Acryl gehalten sind, ist dies von Bedeutung. Die meisten ihrer Akte wirken herb, haben neben wenigen Rundungen Ecken und Kanten. Sie betonen nicht den erotischen Charakter und provozieren schon gar nicht mit gewollt voyeuristischem Blick, sondern sie regen zum Träumen an. Für die jeweilige Stimmung sorgen die Farben in der Tiefe des Hintergrunds. Die Akte wirken vollkommen natürlich, eine Sachlichkeit, die den Körper in Einheit mit Natur und Raum zeigt, selbst in romantischen Situationen, wie etwa in den starken Violetttönen einer Abendstimmung am Strand. Auch die Landschaften, darunter die Erinnerungen an den Vierwaldstätter See, wirken durch lebhafte Farben.

Verschiedene Motive entstammen der Heimat der 64-Jährigen. In Dinslaken hat die ehemalige Kunstpädagogin weite Teile ihres Berufslebens am Ernst-Barlach-Gymnasium verbracht. Sie führt den Betrachter in die idyllische Altstadt, mit der die Industriestadt überrascht. „Mein gefühlsbetonter Realitätssinn kommt in fast allen Arbeiten, sei es in Landschaften, Porträts oder freien thematischen Werken zum Ausdruck“, bestätigt die Künstlerin. Viele persönliche Erfahrungen und psychologische Befindlichkeiten fließen in ihre Arbeit ein. Selten strahlen die Bilder der Ausstellung etwas Böses ab. Mit einer Ausnahme: „Paar, orange“.

Barbara Grimm (64) stellt im Nikolaus-Stift aus. „Mein gefühlsbetonter Realitätssinn kommt in fast allen Arbeiten, sei es in Landschaften, Porträts oder freien thematischen Werken zum Ausdruck“, sagt sie. RP-Foto: Jürgen Bosmann

Ausstellungseröffnung

Ausstellungseröffnung ist am 9. September um 16 Uhr im Nikolaus-Stift, Wilhelm-Ziegler-Str. 21. Eine Einführung gibt Marlene Lipski. Den musikalischen Rahmen gestalten Reinhard Schmitz (Saxophon) und Thomas Lemm (Klavier). Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr zugänglich und bis zum 25. November zu sehen.